Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen
Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen
Was Arbeitgeber tun können, um Mitarbeiter zu stärken

Psychische Erkrankungen wie Depression, Burnout oder Angststörungen gehören nach wie vor zu den häufigsten Ursachen von Arbeitsunfähigkeit und führen zu hohen Fehlzeiten: Eine zusätzliche Herausforderung für Betriebe und Unternehmen, denen die demografische Entwicklung, die Pandemie und die weltpolitische Lage ohnehin schwer zu schaffen machen.

Doch es gibt wirksame Möglichkeiten der Prävention psychischer Erkrankungen und derer Versorgung.

Allerdings ist frühzeitiges und auf das Individuum abgestimmtes Handeln gefragt: denn werden Mitarbeitende in psychischen Belastungssituationen nicht frühzeitig adäquat versorgt, sind Leistungsminderung oder gar längere Fehlzeiten kaum mehr abzuwenden.

Die Folge: Dienstleistungen können nicht mehr in gewohnter Verlässlichkeit erbracht und Liefertermine nicht mehr eingehalten werden. Frustrationen sind vorprogrammiert. Auf allen Seiten.

Inhalt

Beruflicher und privater Stress

Bei der Frage nach den Ursachen psychischer Erkrankungen am Arbeitsplatz rücken rasch eine hohe Arbeitslast, Zeitdruck und Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten in den Blick.

Doch auch private Krisen wirken sich auf die Arbeits- und Leistungsfähigkeit aus. Finanzielle Belastungen, Einsamkeit, Spannungen in der Beziehung, Trennung oder Scheidung oder schwere Erkrankungen von Familienangehören. All dies zehrt Kräfte, die im Berufsalltag nicht mehr zur Verfügung stehen. Gelingt es den Betroffenen nicht, hier einen konstruktiven Umgang zu finden, liegen depressive Entwicklungen oder auch Kompensationsversuche mit Alkohol, Drogen oder nicht stoffgebundenen Süchten (z. B. Internet) nahe. Die Abwärtsspirale nimmt ihren Lauf.

Stress und Persönlichkeit

Neben den beruflichen und privaten äußeren Umständen spielt die Persönlichkeit der Mitarbeiter eine entscheidende Rolle: die Art, wie sie über die Dinge denken, mit welchen Gefühlen sie bestimmte Dinge verbinden und wie sie üblicherweise mit bestimmten Situationen umgehen.

Es sind also nicht nur die äußeren Bedingungen an sich, sondern vielmehr auch das, was sie für den Einzelnen bedeuten. Deshalb verlangt wirksame Prävention psychischer Erkrankungen danach, die individuelle Persönlichkeit und Gesamtsituation des Mitarbeiters wahrzunehmen und einzubeziehen.

Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen

Gängige Präventionsstufen im Gesundheitswesen

Im Gesundheitswesen werden im Allgemeinen drei Stufen der Prävention unterschieden, die auch auf den Bereich psychischer Belastungen anwendbar sind: die Primär-, die Sekundär- und die Tertiärprävention. Jede dieser Stufen zielt darauf ab, Krankheiten zu verhindern oder ihre Auswirkungen zu minimieren.

Primärprävention

Primärprävention verfolgt die Absicht, das Auftreten von Krankheiten oder Gesundheitsproblemen zu verhindern, bevor sie überhaupt auftreten. Dabei sollen Risikofaktoren gemindert und schützende Faktoren gefördert werden.

Hierzu gehören vor allem Aufklärungsangebote, wie der Umgang mit Stress, Schlaf, Entspannung und Bewegung.

Primärpräventive Angebote umfassen bspw. Schulungen, digitale Informationen oder Kursangebote. Sie richten sich an eine große Zielgruppe und vermitteln auf einer allgemeinen Ebene wichtige Inhalte, ohne dabei auf den Einzelnen und dessen Persönlichkeit und Situation näher einzugehen.

Sekundärprävention

Mit Angeboten der Sekundärprävention sollen Krankheiten in einem frühen Stadium erkannt und einer Behandlung zugänglich gemacht werden – noch bevor sie zu schwerwiegenden Gesundheitsproblemen führen.

Aus diesem Grund stellen größere und mittlere Unternehmen zunehmend Psychologen oder psychologische Berater ein, die Termine für betroffene Mitarbeiter anbieten. In Einzelsitzungen können hier unter Schweigepflicht persönliche oder berufsbezogene Herausforderungen vorgebracht werden.

Abhängig von deren Ausbildung und Expertise können sekundärpräventive Angebote in Einzelfällen auch Anliegen des psychotherapienahen Spektrums abdecken und die individuelle Persönlichkeit durch geeignete standardisierte Persönlichkeitstests wirksam mit einbeziehen.

Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen

Tertiärprävention

Tertiärprävention zielt darauf ab, die Auswirkungen bereits bestehender Krankheiten oder Gesundheitsprobleme zu minimieren und deren Fortschreiten zu verhindern. Hierzu gehören auch Angebote zur weiteren Stabilisierung nach einem Klinikaufenthalt oder abgeschlossener ambulanter Behandlung.  

Kein freier Psychotherapieplatz verfügbar

Zeigen sich beim Arbeitnehmer erste Symptome psychischer Überbelastung, ist üblicherweise der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Je nach Schweregrad erfolgt hier bereits eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, um zumindest eine kurzfristige Entlastung zu bewirken. 

Spätestens, wenn sich die Symptome verschlimmern, stellt sich die Frage nach einer Medikation und der Verordnung einer Psychotherapie. Woraufhin die meisten Patienten feststellen müssen: freie Plätze sind kaum zu finden. Die Wartezeiten bei approbierten Psychotherapeuten betragen mittlerweile Monate.

Das Problem: Die langen Wartezeiten führen häufig zu einer Verschlechterung des Befindens. Die Folgen: Längere Leidenszeit für den Arbeitnehmer und längere – und durchaus vermeidbare – Ausfallzeiten für den Arbeitgeber.

Gängige Angebote der Prävention psychischer Gesundheit

Größere und mittelständische Unternehmen begegnen dieser Herausforderung bereits im Rahmen ihres Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Dabei kann sich die Angebotspalette von Unternehmen zu Unternehmen erheblich unterscheiden.

In vielen Betrieben bleiben die Angebote des BGM noch auf die Primärprävention beschränkt. Eine fachkundige interne oder externe Anlaufstelle für persönliche Probleme bleibt meist noch einer begrenzten Anzahl von Mitarbeitern größerer Unternehmen vorbehalten.

Zeigen sich erste Anzeichen von Depression oder Burnout wird meist an externe medizinisch-therapeutische Fachpersonen weitergeleitet – wo dann erneut die bekannte Hürde den Genesungsweg verstellt: keine freien Psychotherapieplätze verfügbar.

Die Behandlung einer Depression hat die individuelle Persönlichkeit mit zu berücksichtigen

Zu meinem Blogbeitrag

Depression und Persönlichkeit: untrennbar verbunden

In diesem Blogbeitrag erfährst du, warum Depression persönlichkeitsabhängig ist und welche Rolle verschiedene Persönlichkeitfaktoren dabei spielen

Was können Arbeitgeber tun?

Auch wenn Arbeitgeber die Bedeutung von Primär- und zunehmend auch Sekundärprävention erkennen: Nach wie vor sind individuelle Angebote, die Mitarbeiter zu Beginn oder im weiteren Verlauf ihrer Krise fachlich fundiert und unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Persönlichkeit versorgen, die Ausnahme. Doch genau dies wäre erforderlich, um Fehlzeiten und Krankheitsausfälle wirkungsvoll und nachhaltig zu reduzieren.

Es zeigt sich, dass ein Spektrum an Angeboten erforderlich ist, das bei allgemeiner Wissensvermittlung beginnt, und über persönlichkeitsbasierte Individualprävention hin bis zu psychotherapienahen Angeboten reicht.

Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen

Progressiven Unternehmen bietet sich hier ein Präventionsportfolio an, das sich in fünf, nicht immer klar voneinander abgrenzbaren Stufen abbilden lässt. Mit jeder Stufe steigt der individuelle Belastungsgrad, die Erfordernis der Wahrnehmung der spezifischen Persönlichkeit des Betroffenen und der individuelle Versorgungsbedarf.

Allgemeine Prävention

Auf dieser ersten Stufe haben Angebote gängiger Primärprävention ihren Platz: Informationen zur Stressreduktion, Persönlichkeit, Ernährung oder Bewegung, aber auch Yoga- oder Achtsamkeitskurse. Auch eine finanzielle Unterstützung beim Besuch ausgewählter Fitnessstudios kann hierunter verortet werden oder die organisierte Zusammenführung von Downloadzugängen oder -tools, wie sie zahlreiche Versicherungsträger auf ihren Webseiten und Apps zum Download bereitstellen.

Individualprävention

Auf der zweiten Stufe rückt – ggf. im Anschluss an eine Schulung der ersten Stufe – die individuelle Persönlichkeit mit ihren Ressourcen und Herausforderungen in den Blick. Unter Heranziehung eines hierfür geeigneten standardisierten Persönlichkeitstests erhalten Mitarbeitende Gelegenheit, sich selbst und die eigenen Muster mit ihren Möglichkeiten und Herausforderungen besser kennen zu lernen und innerhalb ihrer beruflichen und privaten Rahmenbedingungen besser zu verorten.

Geeignet für ein solches Persönlichkeitsprofiling sind standardisierte Testverfahren, die weniger im Sinne eines beruflichen Eignungsverfahrens konzipiert sind, sondern insbesondere die emotionalen und motivationalen Lagen in ihrer Beschaffenheit und Ausprägung sichtbar und verstehbar machen. 

Aus einem solchen Persönlichkeitsprofiling lassen sich wichtige Informationen zum individuellen Stresserleben ableiten und darauf aufbauend unmittelbar Maßnahmen zur individuellen Prävention erarbeiten. Auch ein weiterer Versorgungsbedarf kann hier bereits geklärt und in die Wege geleitet werden.

Mit einem solchen Angebot werden die Vorgaben des Arbeitsschutzgesetztes nicht nur erfüllt, sondern mit einer persönlichkeitsspezifischen Ermittlung der individuellen Gefährdungslage richtungsweisend ausgeschöpft.

Fünf Stufen der Prävention psychischer Erkrankungen

Psychologische Beratung

Im Rahmen einer psychologischen Beratung auf der dritten Stufe können sich Mitarbeitende mit aktuellen Fragestellungen an psychologisch geschulte Fachpersonen wenden. Die Gespräche folgen einem konkreten Anliegen und sollen Mitarbeitende in ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung stärken und unterstützen. Hier können Themen vorgebracht werden, wie Herausforderungen im Umgang mit der Arbeitsbelastung, Unsicherheiten im eigenen Führungsstil oder Schwierigkeiten im Umgang mit Kollegen, Vorgesetzten oder Kunden.

Psychotherapienahe Beratung

Die vierte Stufe adressiert Mitarbeiter mit bereits erheblichem Belastungserleben. Hier geht es weniger um ein konkretes Problem oder eine klare Aufgabenstellung, sondern um ein meist noch wenig greifbares und komplexes Krisenerleben, das hier unter professioneller Versorgung betrachtet und weitgehend bearbeitet werden kann.

Auch wenn psychologische und psychotherapienahe Beratung kein Ersatz für medizinische Behandlungen oder eine Psychotherapie darstellen: bei fortschreitender Depression oder Burnout leisten therapeutisch geschulte Psychologen – abgedeckt von einer ärztlichen Betreuung im Hintergrund – einen wichtigen Beitrag in der Versorgung psychisch belasteter Mitarbeiter, insbesondere auch während der langen Wartezeiten auf einen freien Psychotherapieplatz.

Psychotherapie

Die fünfte Stufe fällt in das Arbeitsgebiet approbierter Psychotherapeuten. Sie verfügen über eine Zulassung zur Behandlung psychischer Krankheiten und rechnen ihre Leistungen über gesetzliche oder private Versicherungsträger ab.

Die psychotherapeutischen Sitzungen finden in einer Praxis für Psychotherapie statt – also außerhalb der Räumlichkeiten des Unternehmens.

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Der Persönlichkeitstest permOt gibt eine differenzierte Übersicht über das subjektive Stresserleben von Mitarbeitern. Dies ermöglicht ein auf die Person zugeschnittenes Präventionsangebot

Interne und externe Präventionsangebote

Alle Angebote der ersten vier Präventionsstufen können sowohl durch eigens hierfür angestellte Fachpersonen des Unternehmens durchgeführt werden, als auch durch externe Beratungsdienste. Ein solches Outsourcing ist insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) interessant, die hierfür keine eigenen Mitarbeiter vorhalten können.

Psychotherapie auf der fünften Stufe wird vom Arzt verordnet und erfolgt stets extern in den Räumen des niedergelassenen Psychotherapeuten.

Wovon Arbeitgeber und Arbeitnehmer profitieren können

Die Vorteile eines solch fünfstufigen Präventionsangebots für Unternehmen, Betriebe und Institutionen liegen auf der Hand:

  • Es gewährleistet eine adäquate Versorgung entsprechend des individuellen Belastungsgrads
  • Es stellt eine frühzeitige und zeitnahe Versorgung belasteter Mitarbeiter sicher – weitgehend unabhängig von den Engpässen des staatlichen Gesundheitssystems
  • Es unterstützt die Arbeitsfähigkeit und Arbeitsleistung der Mitarbeiter und trägt zur Reduktion von Fehlzeiten und Arbeitsausfällen bei
  • Es begünstig weitgehend verlässliche Lieferzeiten oder Dienstleistungsbereitschaft und trägt zur Kundenzufriedenheit bei
  • Es trägt zur Mitarbeiterbindung und des Mitarbeitererhalts bei
  • Nach außen kommuniziert unterstreicht es das Verantwortungsbewusstsein des Unternehmens für die psychischen Belange seiner Mitarbeiter
  • Es bietet einen echten Mehrwert bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter

 

Ausblick

Die Investition in ein solches fünfstufigen Angebot der Prävention psychischer Erkrankungn hat viele Vorteile für Unternehmen, Betriebe und Institutionen.

Und viele Vorteile für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihren Familien.

Mehr über mein Angebot erfahren Sie hier.

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Meine Blogbeiträge

Mein Name ist Dr. Brigitte Seiler

Als Psychologin mit langjähriger praktischer Erfahrung und großer Expertise im Bereich Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung berate ich Menschen bei ihren aktuellen Fragestellungen. Mein Spektrum reicht dabei von der psychotherapienahen Beratung bei Anzeichen von Depression oder Burnout bis hin zu Fragestellungen zur privaten oder beruflichen Weiterentwicklung.

Dr. phil. Brigitte Seiler. Kompetent und weltanschaulich offen. Viele Jahre Erfahrung in psychotherapeutischen und beratenden Kontexten.

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Publikationen

Denner, Liselotte / Ulrich Wehner / Brigitte Seiler / Annette Scheible (2020): Personbezogene pädagogische Professionalisierung – erste Befunde aus dem ppProfess-Projekt. In: Beck, Melanie / Lara Billion / Marei Fetzer / Melanie Huth / Victoria Möller / Anna-Marietha Vogler (Hrsg.): Multiperspektivische Analysen von Lehr-Lernprozessen Mathematikdidaktische, multimodale, digitale und konzeptionelle Ansätze. Münster u.a.: Waxmann-Verlag, S. 185-204 (Peer-review-Verfahren).

Seiler, B. (2019). Wirkfaktoren in Kunsttherapie und Kunstpädagogik: ein Vergleich. In: Kunst & Therapie. Zeitschrift für bildnerische Therapien. Jahresband (M. Wendlandt-Baumeister, K.-H. Mentzen, & P. Rech, Hrsg.). Köln: Claus Richter Verlag, S. 106-119.

Seiler, B. (2018). Wirkfaktoren menschlicher Veränderungsprozesse. Das ModiV in allgemeiner und kunstbezogener Beratung, Psychotherapie und Pädagogik. Wiesbaden: Springer.

Auszeichnungen

Trägerin des Wissenschaftspreis der Dr. Bertold Moos-Stiftung 2018