Den roten Faden in deinem Leben finden: die Lebensstilanalyse

Die Lebensstilanalyse ist ein Verfahren, das dir hilft, dich mit deiner ganz individuellen Persönlichkeit besser zu verstehen. In diesem Blogbeitrag erfährst du, was ein Lebenssatz ist, worin er sich von Glaubenssätzen unterscheidet, warum die Lebensstilanalyse ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist und wie ich persönlich damit arbeite.

Inhalt

Glaubenssätze und Lebenssätze beeinflussen unser Leben

Glaubensätze geben meist dysfunktionale Einstellungen oder Überzeugungen wieder, die sich viele Menschen im Laufe ihres Lebens angeeignet haben. Beispiele für Glaubenssätze sind „Ich bin nicht gut genug“, „Ich darf keine Fehler machen“ oder „Keiner mag mich“.

Du findest im Netz oder in der Ratgeberliteratur Anregungen, deine eigenen Glaubenssätze herauszufinden.

Anders als allgemein gehaltene Glaubenssätze ist dein Lebenssatz sehr spezifisch. Er gibt deine Gefühle sehr genau wieder und wird individuell in der Lebensstilanalyse ermittelt.

Was ist eine Lebensstilanalyse?

Die Lebensstilanalyse ist ein Verfahren, in dem dein Lebenssatz ermittelt wird: in welchen Mustern du denkst, fühlst und handelst. Es geht dabei um deine meist weniger bewussten oder unbewussten Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen. Und damit auch um die Art, wie du Beziehung lebst.

Die Anfänge der Lebensstilanalyse liegen in den 1930er Jahren, als Alfred Adler – Begründer der Individualpsychologie – das Verfahren zu entwickeln begann. In den 1950er Jahren verfolgte Eric Berne, Begründer der Transaktionsanalyse, mit seiner ‚Lebensskriptanalyse‘ ein ähnliches Anliegen.

Menschen sind unterschiedlich. Mehr über deine Persönlichket und deinen ganz spezifischen Lebenssatz erfährst du in der Lebensstilanalyse.

Unbewusste Prägungen

Auch wenn er – da biografisch bereits früh entstanden – meist nicht bewusst ist: dein Lebenssatz nimmt sehr starken Einfluss auf deine Emotionen und Motivationen. Meist ist er mit im Spiel, wenn du dich besonders aufregst oder ängstigst, wütend oder verletzt bist. Oder wenn du einen starken Drang verspürst oder besondere Vorbehalte hast.

Die Fäden des Lebenssatzes laufen stets im Hintergrund mit. Werden sie getriggert, drängen sie sich in den Vordergrund, lösen bestimmte Gefühle in dir aus und veranlassen dich zu den üblichen Handlungen.

Was ist ein Lebenssatz?

Der Lebenssatz gibt im
Sinne eines Konzentrats kurz und prägnant deine Vorstellung davon wieder, wer
du bist und wie die Welt um dich herum funktioniert. Du kannst ihn dir
vorstellen wie eine Art ‚roter Faden‘ oder wie ein Lebensmotto. Etwas, was sich
durchgängig in unterschiedlichen Färbungen und Schattierungen durch dein Leben
zieht und dich in tief eingegrabenen Spurrillen führt und hält.

Anders als
Glaubenssätze, die meist erkennbar negative Zuschreibungen enthalten, können
Lebenssätze durchaus konstruktive Aspekte beinhalten. Sätze wie „Das Leben ist
ein Spiel“ oder „Geht nicht, gib’s nicht“ können bspw. Kreativität entfachen
und Innovation fördern.

Dein Lebenssatz: das, was du fühlst

Dein Lebenssatz ist also nicht das, wie du dich selbst beschreibst und wie du die Welt erklärst. Er gibt Auskunft darüber, was du fühlst. Wie du dich zeigst.

Und genau das macht ihn so schwierig zu fassen. Wir Menschen können unseren Lebenssatz selten erklären, wir spüren ihn eher als Bauchgefühl. Als innere Stimme. Bemerkenswert ist, dass wir dann meist rationale Erklärungen und Begründungen für unser Tun und Lassen anführen. Was in der Tiefe dahinterliegt bleibt uns jedoch meist unzugänglich.

Indem du in der Lebensstilanalyse deinem Lebenssatz einen Namen geben kannst, werden deine Gefühle und die mit ihnen verknüpften Reaktionen greifbar und somit bearbeitbar. Manchmal ein Quantensprung in der Persönlichkeitsentwicklung.

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Das Problem mit dem Lebenssatz

Herausfordernd an Lebenssätzen ist also nicht unbedingt ihr Inhalt – sondern vielmehr die ihnen innewohnenden Automatismen und ihre Rigidität. Ihre Dominanz, mit der sie sich ihren Weg bahnen. Die Heftigkeit der Gefühle und Reaktionen, die damit verbunden sein können. Und ihre Unbeweglichkeit, mit der sie manchmal einem situativ angemessenen Umgang im Wege stehen.

Denn manchmal reicht bereits ein kleiner, für andere Menschen völlig unscheinbarer Trigger, und dein Programm läuft: du fühlst und handelst dann weitgehend automatisiert. Erschwerend kann hinzukommen, dass die Situation von Außenstehenden ganz anders erlebt wird und du in deiner Umgebung auf Unverständnis stößt oder Irritationen auslöst.

Ein unbearbeiteter Lebenssatz kann daher deine eigene Lebens- und Beziehungsqualität erheblich beeinträchtigen.

Gefühlen einen Namen geben

Lebenssätze sind in einfacher, kindgemäßer Sprache hinterlegt. Hierin liegt ein bedeutender Unterschied zwischen Glaubenssatz und Lebenssatz. So gehört der Glaubenssatz „Ich genüge nicht“ zu den wohl bekanntesten seiner Art. Er kann aber emotional nur eingeschränkt an die Eindrücke eines Kindergartenkinds anschließen, da diesem ein solcher Sprachstil zum Zeitpunkt der Aneignung noch nicht geläufig war. Das ist deshalb von so großer Tragweite, weil die ganz prägenden Gefühle des Einzelnen dann nicht in der Tiefe erfasst und reguliert werden können.

Und genau darum geht es in der Arbeit mit Lebenssätzen: sie in ihrer Tiefe, quasi an ihrer Wurzel zu erfassen und sie so zu bearbeiten, dass sie für den Einzelnen lebensdienlicher werden.

Eine kindgemäß-treffendere Formulierung könnte beispielsweise lauten „Ich sicher nicht“ – oder: „I sicher ned.“ – sollte ein entsprechender Dialekt gesprochen worden sein.

Sie unterliegen auch keinen grammatikalischen Regeln – im Gegenteil. Manchmal sind es gerade die ersten Sätze des Kindes, die bereits auf spätere Muster hinweisen. „Tias leine“ könnte beispielsweise im Rückblick verstehen lassen, warum Matthias auch heute noch in Beruf und Familie die Dinge selbst bestimmen will. Auch Metaphern bieten sich als Lebenssätze an. Beispielsweise „der rote Ball“, wenn die Schwester damals stets die schöneren Geschenke erhielt, als man selbst. „Der rote Ball“ stünde dann vielleicht für das wiederkehrende Gefühl, benachteiligt zu werden, das nun im Beruf wieder aktualisiert wird.

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Wann ist eine Lebensstilanalyse sinnvoll?

Eine Lebensstilanalyse ist empfehlenswert, wenn du in dich in einer herausfordernden Lebenssituation befindest: in einer Krise oder vor wichtigen Entscheidungen. Oder wenn du merkst, dass sich bestimmte Dinge in deinem Leben wiederholen – obwohl du eigentlich dachtest, du hättest das bereits hinter dir gelassen. Oder du immer wieder in bestimmten Situationen überreagierst.

Was bringt eine Lebensstilanalyse?

Mit der Lebensstilanalyse findest du die Spuren, in denen du unterwegs bist. Du lernst deine Gefühle besser zu erkennen und zu verstehen.

Diese Ausgangsbasis kann dir helfen, deine Entscheidungen reflektierter zu treffen, vorausschauender zu agieren und dich künftig besser zu regulieren. Du kannst dir Warnsignale schaffen, die dich frühzeitig auf Triggersituationen aufmerksam machen. Und dir Handlungsoptionen erarbeiten, mit denen du künftig flexibler agieren und reagieren kannst.

Persönlichkeitsdiagnostik

In der psychologischen Beratung und der Psychotherapie ist die Lebensstilanalyse neben wissenschaftlich fundierten Persönlichkeitstests einwichtiger diagnostischer Baustein in der Standortermittlung der Klientinnen & Patienten.  

Darüber hinaus trägt sie dazu bei, individuelle Therapieziele und -interventionen zu entwickeln, um das psychische Wohlbefinden und die Lebensqualität zu verbessern und langfristige adäquate Veränderungen im Lebensstil zu fördern.s

In der Lebensstilanalyse erfährst du deinen mehr oder weniger unbewussten Lebenssatz. Damit du deine Gefühle besser kennen lernen kannst.

Wer bietet eine Lebensstilanalyse an?

Die Lebensstilanalyse ist kein standardisiertes Verfahren und wird als solche nicht durchgängig von psychologischen Beratern oder Psychotherapeutinnen durchgeführt. Die jeweiligen Arbeitsansätze und präferierten Methoden sind sehr individuell. Meist findest du auf deren Webseiten Hinweise auf Arbeitsweisen und Verfahren.

Für mich ist die Lebensstilanalyse ein zentraler Teil meiner Arbeit. In vielen Jahren Beratung und Psychotherapie habe ich mein Vorgehen ständig weiterentwickelt und optimiert.

Wie läuft eine Lebensstilanalyse ab?

Nach einer Einführung in die Methode beginnen wir mit dem ersten Teil des Interviews. Hierbei orientiere ich mich zunächst an einem von mir zusammengestellten allgemeinen Fragenkatalog.

Aus deinen Antworten generiere ich erste Hypothesen und bilde spezifischere Fragen. Dein Lebenssatz zeichnet sich dabei immer deutlicher ab. Gemeinsam betrachten wir schließlich verschiedene Varianten in der Formulierung und überprüfen sie an von dir erlebten Beispielsituationen.

Erst wenn du dir wirklich sicher bist, dass der erarbeitete Satz genau dein Gefühl in den für dich relevanten Situationen wiedergibt, ist ‚dein‘ Lebenssatz gefunden.

In einer konstruktiven Betrachtung würdigen wir dann dessen Ressourcen und Errungenschaften. Und wir stellen Bezüge zu deinem aktuellen Erleben her und betrachten möglichen Schattenseiten.

Umgang mit dem Lebenssatz

Dass mit dem Lebenssatz deine Gefühle nun so greifbar sind, gibt dir Gelegenheit, an ihm zu arbeiten. Aber nicht jeder Satz erfordert eine Modifikation. Häufig reicht es bereits aus, dass du ihn kennst und für sein Erscheinen im Alltag sensibilisiert bist.

Zeichnet sich ab, dass er dich auch künftigen beeinträchtigen wird – oder du von einer Änderung profitieren könntest, dann kann es sich lohnen, weiter daran zu arbeiten.

Wir entwickeln und erproben dann alternative Formulierungen, die dysfunktionale Aspekte des Satzes aushebeln, ad absurdum führen oder auf sonstige Art unwirksam machen können.

Dein neuer Lebenssatz

Dein neuer Lebenssatz ist dann gefunden, wenn du für dich merkst: er hilft mir, meine Triggersituationen gut zu bewältigen und nicht wieder in alte Fahrwasser zu geraten.

Aber Vorsicht: der ‚alte‘ ist damit nicht gelöscht. Er wird sich immer wieder hartnäckig im Alltag einschleichen. Damit sich der neue Satz wirklich stabil verankern und den alten überlagern kann, ist regelmäßige Übung unerlässlich.

Der Vorgang ähnelt zwar dem Auflösen von Glaubenssätzen, ist jedoch sehr viel spezifischer auf die tiefliegenden Gefühle des Einzelnen abgestimmt und birgt daher ein Vielfaches an Wirksamkeit.

Der Prozess der Lebensstilanalyse erstreckt sich üblicherweise über mehrere Wochen, wobei du von ca. fünf Einzelsitzungen ausgehen kannst.

Menschen in ihrer Individualität besser wahrnehmen und verstehen zu können, kann die Arbeits- und Lebensqualität erheblich verbessern.

Persönlichkeit wahrnehmen.
Persönlichkeit verstehen.

Hier gelangst du zu meinem Blogartikel

Warum es so wichtig sein kann, Persönlichkeit mit ihren ganz unterschiedlichen Facetten differenziert wahrnehmen und verstehen zu können - mehr darüber gibt es in meinem Blogbeitrag

Ausblick

Wenn du dich aktuell in einer Krise befindest kann die Durchführung einer Lebensstilanalyse eine sehr gute Entscheidung sein. Du kommst in relativ kurzer Zeit zum springenden Punkt und kannst ganz konkret und zielgerichtet arbeiten.

Und vor allem arbeitest du dann nicht an den Symptomen, sondern an den Ursachen und damit direkt an deiner Persönlichkeitsentwicklung. Eine sehr gute Voraussetzung für künftige Herausforderungen und mehr Lebensqualität.

Ich freue mich, wenn du meine Beiträge in deinem Netzwerk teilst:

Meine Blogbeiträge

Mein Name ist Dr. Brigitte Seiler

Als Psychologin mit langjähriger praktischer Erfahrung und großer Expertise im Bereich Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklung berate ich Menschen bei ihren aktuellen Fragestellungen. Mein Spektrum reicht dabei von der psychotherapienahen Beratung bei Anzeichen von Depression oder Burnout bis hin zu Fragestellungen zur privaten oder beruflichen Weiterentwicklung.

Dr. phil. Brigitte Seiler. Kompetent und weltanschaulich offen. Viele Jahre Erfahrung in psychotherapeutischen und beratenden Kontexten.

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Publikationen

Denner, Liselotte / Ulrich Wehner / Brigitte Seiler / Annette Scheible (2020): Personbezogene pädagogische Professionalisierung – erste Befunde aus dem ppProfess-Projekt. In: Beck, Melanie / Lara Billion / Marei Fetzer / Melanie Huth / Victoria Möller / Anna-Marietha Vogler (Hrsg.): Multiperspektivische Analysen von Lehr-Lernprozessen Mathematikdidaktische, multimodale, digitale und konzeptionelle Ansätze. Münster u.a.: Waxmann-Verlag, S. 185-204 (Peer-review-Verfahren).

Seiler, B. (2019). Wirkfaktoren in Kunsttherapie und Kunstpädagogik: ein Vergleich. In: Kunst & Therapie. Zeitschrift für bildnerische Therapien. Jahresband (M. Wendlandt-Baumeister, K.-H. Mentzen, & P. Rech, Hrsg.). Köln: Claus Richter Verlag, S. 106-119.

Seiler, B. (2018). Wirkfaktoren menschlicher Veränderungsprozesse. Das ModiV in allgemeiner und kunstbezogener Beratung, Psychotherapie und Pädagogik. Wiesbaden: Springer.

Auszeichnungen

Trägerin des Wissenschaftspreis der Dr. Bertold Moos-Stiftung 2018